Wochenende

19 03 2012

Samstag vormittag haben wir uns den Parque natural in Pucallpa angeschaut. Dieser besteht aus einem Zoo, einem Spielplatz und einem kleinen Museum. Im Moment ist der Zoo eine riesige Baustelle und nicht sehr empfehlenswert. Auch die Tierhaltung laesst stark zu wuenschen uebrig. Ich hoffe die Lebenssituation der Tiere verbessert sich durch die Renovierung, zumindest werden an allen Ecken neue Gebaeude und Gehege errichtet.

Damit haben wir nun auch die letzte verbliebene Sehenswuerdigkeit in Pucallpa abgregrast. Fuer alle weiteren Sachen muss man mehrere Tage Reise einplanen.

Samstag abend sind wir nochmal mit den Internos und dem Maedel, was wir in Contamana getroffen haben in Pucallpas beste Diskothek „el Perico“ gegangen. Wieder ein sehr witziger abend.

Sonntag Mittag waren wir erst bei der Doktora fuer Gastroenterologie zu hause und dann zum Mittagessen eingeladen. Endlich habe ich es geschafft „Cebiche“ die regionale Fischspezialitaet zu probieren. Ist allerdings nicht so mein Fall. Ich bevorzuge doch Fisch in gebratener Form.

Die Doktora hat uns waehrend des Essens ungefaehr 4Stunden lang ihre Lebensgeschichte erzaehlt, welche uebrigens sehr spannend ist. Sie ist jetzt schon seit 25 Jahren in Pucallpa, hat davor aber in der ganzen Welt gearbeitet…..in Schweden, Rumaenien, Hamburg, Indien, Aegypten, Dominikanische Republik, Tanzania…..und und und….war ziemlich viel unterwegs die Gute. Ausserdem will sie sich fuer die Rente ein Haeuschen in der Karibik kaufen und hat uns schonmal eingeladen sie zu besuchen! 😀 Ich glaube das Angebot nehme ich gerne an.

Mit dem Bauch voller Fisch, Yuca und Kartoffeln, sind wir dann noch ein Stundchen ins Schwimmbad gegangen um die letzten Sonnenstrahlen zu geniessen.

Das war auch schon unser letztes Wochenende in Pucallpa.

Montag beginnt die letzte Praktikumswoche und am Freitag fahren wir dann weiter nach Puerto Bermudez.



Freitag

16 03 2012

Den heutigen Vormittag haben wir im CERITSS verbracht, dem Zentrum fuer sexuelle uebertragbare Krankheiten und HIV/AIDS. In diesem Programm arbeiten Infektiologen, Gynaekologen, Paediater und Psychologen zusammen. Es zahlt der Staat. Kondome, Kontrolluntersuchungen, HIV-Test und Behandlungen sind kostenfrei. Zuerst waren wir kurz in der Gynaekologischen Sprechstunde. Hier koennen sich Prostituierte untersuchen und auf HIV oder Syphillis testen lassen, auch Kondome gibts gratis. Sehr interessant fand ich die Information, das hier in Pucallpa fast alle Prostituierten Kondome benutzen und deshalb auch kein HIV haben. Ganz im Gegensatz zu vielen Hausfrauen, deren Maenner staendig fremdgehen und sich weigern Kondome zu benutzen.

Die Ergebnisse der HIV-Tests werden durch die Psychologin bekanntgegeben. 2010 wurden hier im Zentrum 80 neue Faelle ermittelt und 2011 120. Es gibt jedoch eine sehr hohe Dunkelziffer.

Ein negativer Punkt ist das es keine Kampagnen an Schulen gibt, Kondome duerfen nicht an Minderjaehrige verteilt werden. Minderjaehrige muessen immer mit ihren Eltern hierher kommen. Hier hat man offensichtlich den Ansatz an der richtigen Stelle verpasst.

Anschliessend waren wir noch in der woechentlichen HIV-Kindersprechstunde. Sehr beindruckt hat mich ein kleiner frecher 7jaegriger. Er hat seit seiner Geburt HIV. Seine Mutter und auch er bekam die Diagnose vor 4 Jahren und sind seitdem in Behandlung. Es geht ihm sehr gut. Er hat keine Nebenwirkungen durch die Medikamente und ist nicht immunsupprimiert. Seine derzeitige Viruslast ist minimal (CD4-Zellen 876, Viruslast unter 20). Der Kinderarzt meinte, wenn es so bleibt kann der Junge  Praesident werden, doch der Junge will lieber popstar werden 😀



Donnerstag

16 03 2012

Hier in der Neo haben wir noch ein weiteres bekanntes Gesicht wiedergetroffen. Das kleine am 28.2. kurz nach der Geburt ausgesetzte Maedchen. Inzwischen heisst sie Camilla. Abgesehen davon das sie keine Familie hat, ist sie kerngesund, quietschfidel und zuckersuess :-D. Ich hab sie bis jetzt jeden Tag besucht. Wenn sie schreit und man sie auf den Arm nimmt, hoert sie sofort auf zu schreien, als wuerde sie wissen, das sie ganz alleine ist und dankbar uer jede koerperliche Naehe. Ich glaube wenn ich aelter waere und nicht mitten im Studium stecken wuerde, wuerde ich sie mitnehmen…..Wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, kommt sie in ein staatliches Kinderheim und erhaelt zumindest ein Dach ueber den Kopf, eine Krankenversicherung und eine Schulausbildung.

Zusammen mit Betty haben wir uns noch ein anderes Maedchen angesehen, welches am 7.3. geboren wurde. Hier im Krankenhaus ist sie seit 2 Tagen wegen Hypoaktivitaet, Schlaefrigkeit und weil si zu wenig trinkt. Der Muskeltonus und die Reflexe sind vermindert. Im transkraniellen Ultraschall fanden sich keine Auffaelligkeiten. Der Neurologe vermutet eine Hirnschaedigung durch perinatale Hypoglykaemie.

Und noch ein Fall um mal etwas sehr erfreuliches zu berichten: Bei unserem allerersten Besuch im Krankenhaus (siehe Fotoalben: Pucallpa) haben wir zusammen mit den Leveaus die Neonatoogie angeschaut. Schon damals vor 4 Wochen lag dort das kleine Maedchen Flores, das am 22.1. in Contamana als Fruehchen geboren wurde und damals nur 640g wog. Es kam dann kurz darauf hier ins Krankenhaus und wird seitdem im Inkubator der neo-ITS hochgepaeppelt. Es ist bisher das erste Baby mit so niedrigem Geburtsgewicht das hier ueberlebt hat. Inzwischen wiegt sie schon 890g. Hoffen wir das es so weitergeht und sie die Chance auf ein ganz normales Leben in der Selva erhaelt.

Am abend haben wir uns noch das Haus von Pablo Amaringo Shuno angesehen. Ein Maler aus Pucallpa (inzwischen verstorben), der frueher Schamane war und seine Ayauasca-Visionen bei den Zeremonien aufgezeichnet hat. Ziemlich beeindruckend. Er hat auch eine kostenlose Malschule  in Pucallpa gegruende, die durch seine Familie weitergefuehrt wird.



Mittwoch

16 03 2012

Heute begann unsere recht kurze Woche auf der Neonatologie. Diese besteht aus drei grossen Raeumen: der Neo-Intensivistation, der Intermediaerstation und dem normalen Raum fuer gestillte Babies ohne permanente Ueberwachung durch die Krankenchwestern. Betten fuer die Muetter gibt es keine. Lediglich im normalen Babiezimmer liegen ein para Matten aus.

Am Anfang steht wie immer die Visite. Gleich am Anfang erleben wir ein Wiedersehen mit einem bekannten Gesicht. Der kleine Junge, der am 28.2. einen Tag nach seiner Geburt wegen Analatresie (Nicht angelegter Anus) in die Notaufnahme gekommen ist. Dort hatten wir ihn schon gesehen, als wir mit Betty unterwegs waren. Der Kleine hat ausserdem vermutlich noch ein Down-Syndrom. Er wurde dann auch gleich am 29.2. hier im Krankenhaus operiert und erhielt ein Kolostoma (kuenstlicher Darmausgang). Durch die OP kam es jedoch bei ihm zu Verwachsungen (Bridenbildung) des Darms, woraus ein Darmverschluss (Ileus) resultierte, welcher sich dann auch noch infizierte. Am 10.3. wurde er dann schliesslich erneut operiert und erhielt ein neues Kolostoma und eine Spuelung der Bauchhoehle.Inzwischen geht es ihm wohl wieder etwas besser, aber er liegt immernoch auf der Neo-ITS. Wenn jetzt alles gut geht und er sich erholt und normal weiterentwickelt, erhaelt er mit 3 Monaten eine erneute OP mit Verlegung des Darmausgangs dorthin, wo er hingehoert.

Dann haben wir noch ein kleines Maedchen mit doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte kennegelernt. Sie wurde am 17.1. in der 36.Schwangerschaftswoche durch Kaiserschnitt im Krankenhaus von Contamana geboren, nachdem bei der Ultraschalluntersuchung eine Mangelversorgung festgestellt wurde. Ihr Geburtsgewicht betrug 1780g. Auch dieses Kind hat eine Analatresie, welche am 18.1. operiert wurde. Ausserdem hat sie nur eine Niere, rechts an der falschen Stelle(ileocaekal). Die Mutter der kleinen ist erst 18 und erscheint ziemlich ueberfordert, aber ich habe mich sehr gut mit der jungen Grossmutter unterhalten. Sie war mit ihrer Tochter bei allen 3 Schwangerschaftsuntersuchungen in Contamana, aber im Ultraschall hatte man nie etwas gesehen. Sie vermutet die Ursache der Fehlbildung darin, das ihre Tochter als sie schwanger war Paracetamol und einmal auch “andere Kapsel” aus der Posta erhalten hat. Ob dies tatsaechlich die Ursache war, werden sie wohl nie wissen. Jedenfalls finde ich es sehr nachlaessig, das sich schwangere Frauen unwissenderweise und ohne Rezept in jeder Posta und Apotheke fuer Schwangere gefaehrliche Medikamente besorgen koennen. Es waere interessant zu erfahren, ob aus diesem Grund auch die Fehlbildungsrate hier hoeher ist. Jetzt muss sich das kleine Maedchen erstmal von dem ganzen Stress erholen und endlich wachsen. Seit der Geburt hat sie 100g an Gewicht verloren. Sobald sie zunimmt, kann die Familie nach Hause. Die LKG-Spalte wird dann mit einem halben Jahr von auslaendischen Aerzten umsonst operiert, damit sie danach normal essen und spaeter auch sprechen kann.

Abend s stand wieder Notaufnahme auf dem Plan. Es gab einen Motocarrounfall. Den jungen Mann hats ziemlich erwischt, aber er hatte wirklich Glueck. Er hatte zwar eine riesige Wunde am Kopf, aber Knochen und Gehirn blieben unverletzt. Tapfer hat er die lange Prozedur des Naehens mit ueber 20 Stichen in Lokalanaesthesie ertragen und zum Schluss sah alles schon wieder halb so schlimm aus. Die sichersten Gefaehrte scheinen die kleinen Motos jedenfalls nicht zu sein.

Zum Schluss lag hier noch  ein 75 jaehriger Patient mit chronischer Tuberkulose. Seit 3 Monaten geht es ihm immer schlechter. Das Endbild dieser Erkrankung ist ziemlich traurig und wir werden den Anblick wohl so schnell nicht vergessen.