Das Ende unseres Praktikums

22 03 2012

Mittwoch abends waren wir noch ein letztes Mal in der Notaufnahme. Es war ziemlich ruhig, wahrscheinlich weil das peruanische Fussballteam gerade gegen Chile spielte. Selbst in der Notaufnahme lief der Fernseher und die Aerzte und Krankenpfleger waren nur teilweise bei der Sache 😉 ….Peru hat 3:1 verloren……

Ein kleines Maedchen kam dennoch in die Notaufnahme mit Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung nachdem sie ein Erfrischungsgetraenk zu sich genommen hat. Sie war ziemlich schlaefrig und weggetreten, teilweise nicht ansprechbar und hat erbrochen. Ihr wurde eine Magensonde gelegt,  der Magen mit Wasser gespuelt und sie hat Infusionsloesung ueber einen Venenkatheter erhalten. Danach gibgs es ihr schon besser. Donnerstag morgen haben wir sie bereits aus der Notaufnahme laufen sehen.

Nachdem wir uns morgens untere Unterschriften fuers Praktikum abgeholt haben, gings fuer Julian noch urz in die Gyn und fuer mich wieder in die Chirurgie. Ich hatte mich fuer heute mit Dr.Lukas verabredet, dem Plast.Chirurgen und Verbrennungsspezialisten. Er leitet die Verbrennungseinheit.

Nach der Visite und einem kurzen Vortrag sind wir also auf die Spezial-Station fuer Verbrennungswunden gegangen. Die Teilstation ist abgeschlossen und man muss sich wie fuer den OP umziehen mit Schuhueberziehern, Masken und Hauben…..hier allerdings alles in rot.

Julian kam dann auch noch dazu, al ser gemerkt hat, dass das doch spannender ist als 4h Gyn-Visite! 😀  Die Verbrenungseinheit hat Platz fuer bis zu 10 Patienten und einen eigenen OP-Saal. Selbst intubierte Patienten  verbleiben hier. Die  Ausstattung ist allerdings leider noch sehr lueckenhaft. Es gibt z.B. keine Infusionspumpen. Wenn die Patienten also sediert werden muessen, bekommen sie einfach in regelmaessigen Abstaenden Anaesthetika und Analgetika gespritzt (Dormicum und Fentanyl).

Zurzeit liegen hier  4 Kinder mit Verbrennungen an Fuessen, Amen oder im Gesicht. In Gegenden ohne Strom benutzen die Leute hier selbstgebastelte Kerosin-Lampen, die in der Hand getragen werden. Diese verursachen die meisten Verbrennungsunfaelle.

Gestern Nacht iste in besonders schwerer Fall eingetroffen. Ein junger  Mann, der irgendwie in eine Gas-explosion geraten ist. Er hat am ganzen Koerper Verbrennungen 2.Grades (75% seiner Koerperoberflaeche) Im Moment iste r noch stabil, aber es ist sehr kritisch. Dr.Lukas gibt ihm eine Ueberlebenschance von 5%. Das Problem ist vor allem die Lunge. Auch die Atemwege und die Bronchien snd von den Verbrennungen betroffen. Dierespiratorischen Komplikationen treten aber in der Regel erst am 6.Tag ein. Bis dahin wird versucht ihn soweit es geht mit Fluessigkeit- und Proteinsubstitution sowie Antibiotika und Steroiden zu stabilisieren. Die Moeglichkeit eine Bronchoskopischen Lavage (Lungenspuelung) besteht hier leider nicht.

Nach dem die Arbeit hier getan war, bin ich mit Dr.Lukas weiter in den OP. Er musste noch auf einen freien Saal warten, deshalb bin ich derweil zu den Unfallchirurgen in den OP gegangen.

Ich hatte Glueck und durfte gleich bei der ersten OP assistieren, eine Spuelung und sekundaerer Wundverschluss bei einer 6Tage alten Schusswunde mit Schrotkugeln. Siehe Roentgenbild!

Spaeter war dann auch ein Saal fuer Dr.Lukas frei und weiter gings mit einer anderen spektakulaeren OP. Der Patient mit der zerfetzten Hand, von dem ich schon berichtet habe, wurde heute wieder operiert.Seine Hand war am Bauch angenaeht um die Handflaeche mit einem Stueck Haut aus der Bauchdecke zu decken. 21Tage ha ter so mit angenaehter Hand im Krankenhaus rumgelegen bis der Hautlappen, noch ueber den Bauch durchbutet angewachsen war. Heute wurde die Hand wieder von der Bauchdecke abgetrennt und zugenaeht. Sie sieht immernoch nicht sehr schoen aus und er wird noche in para Rekonstruktions-OPs brauchen, aber zum Schluss bleiben ihm 3 Finger mit denen er greifen kann. Er hat grosses Glueck gehabt, das seine Hand noch soweit gerettet werden konnte.

Um 12 waren die spannenden OP`s vorbei und wir hatten uns ja auch mit der Doktora zu Mittag verabredet. Also begann die grosse Verabschiedungszeremonie. Besonders auf der Inneren Station, wo wir am laengsten waren, wollten uns die Leute garncht so recht gehen Lassen. Hier noch ein Gruppenfoto und da nochmal druecken. Dann konnten wir uns doch noch zum Mittagessen losreissen und liessen uns ein letztes Mal von der Doktora einladen und mit kulinarischen Koestlichkeiten verwoehnen. 😀

Heute Nachmittag fahren wir nochmal nach Yarina coche um den Sonnenuntergang ueber der Lague zu geniessen. Am Abend treffen wir uns dann erst mit Dr. Leveau und dann nochmal mit den Internos und dann gehts ans Sachen packen. Morgen frueh fahren wir mit dem Jeep los nach Puerto Bermudez.

Es waren 5 sehr schoene und spannende Wochen hier i Pucallpa. Wir haben viele nette Leute kennengelernt und ein para neue Freunde gefunden. Schade, das die Zeit hier schon vorbei ist. Aber ich troeste mich damit, das die Reise ja noch nicht vorbei ist. Es gibt noch vieles zu entdecken in Peru und mir bleiben noch  fast 4 Wochen!

Liebe Gruesse an alle fleissigen Blog-Leser. Auch wenn es jetzt keine Patientenberichte mehr geben wird, werde ich weiterhin alle Neuigkeiten und Reiseerlebnisse hier posten.

Bis bald!



Mittwoch und Donnerstag in der Gyn

22 03 2012

Ein Bericht von Julian:

 

21. und 22. Maerz – Die zwei letzten Tage in der Gyn

Am heutigen Mittwoch bin ich eigentlich fuer die Ambulanz fuer Frauen in Risikoschwangerschaft eingeteilt, doch der Tag beginnt mit einem ernsten Fall auf der Station. Als ich ankomme kuemmert sich der Kardiologe gerade um eine Frau aus einem kleinen Indianerdorf im Ueberwachungsraum.  Sie ist 29 Jahre alt (sieht aber viel aelter aus) und in der Schwangerschaftswoche 37. Sie ist anaemisch (Hbg 2g/dL, Hkt 9%) und stark desnutriert. Nach der Untersuchung diagnostiziert der Kradiologe ein  Nierenversagen und eine Herzinsuffizienz durch stark erhoetes intravasales Volumen. Er ordnet einen Stopp der Fluessigkeitszufuhr und Furosemide an. Bei der folgenden Ultraschalluntersuchung stellt der Untersucher fest, dass sich im Amnion kaum noch Fluessigkeit befindet. Dies und die starke Anaemie, erklaeren die Aerzte, halte sie davon ab, einen Kaiserschnitt durchzufuehren. Sie wird auf die Intensivstation verlegt. Leider werde ich den weiteren verlauf nicht mitbekommen.
Daraufhin  gehe ich mit einer Aerztin in die Ambulanz. Den ganzen Vormittag kuemmern wir uns um Schwangere mit Risikofakoren.

Heute ist unser letzter Tag im Krankenhaus und wir machen uns erstmal auf die Suche nach jemandem, der uns unsere Zeugnisse unterschreiben moechte. Danach geht es weiter auf die Gynaekologie. Ich mache eine Weile bei der Visite mit, um mich dann schnell zu verkruemmeln und mit Elisa die Spezialstation fuer Patieten mit starken Verbrennungen zu besuchen. Diese Station wird von einem Arzt afrikanischer Abstammung geleitet, der sich in der Dominikanischen Republik und den USA auf Verbrennungsopfer und plastische Chirugie spezialisiert hat und dann mit der Idee, solch eine Station zu eroeffnen nach Pucallpa gekommen ist. Wir finden einen besonders schwer verletzten Patienten vor, der durch eine explodierende Gaswolke verletzt wurde. Er hat keine gute Prognose. Der Arzt meint, dass ihnen in ihrere Station noch Geraete fuer intensivmedizinische Eingriffe fehlen.
Danach gehen wir in den OP. Im Gyn-OP wird eine Frau mit einer Ovarialzyste operiert. Sie ist ganze 7cm gross. Ausserdem findet der Chirurg auch noch ein Myom, das er aber nicht herausnimmt. Die OP verlaeuft ohne Probleme. Und dann ist auch schon Feierabend.



Dienstag und Mittwoch in der Chriurgie

21 03 2012
Dienstag morgen gings wieder mit der Visite los.Dabei habe ich einen spannenden Fall kennengelernt. Ein Mann, der mit seiner Hand vor 6 Wochen in eine Maschine fuer Holzbearbeitung gekommen ist. Die ganze Hand wurde dabei zerfetzt. Bisher habe ich nur den Verband und die Roentgenbilder gesehen. Bis auf den Daumen wird die Hand vermutlich bewegungsunfaehig bleiben. Zur Rekonstruktion der Hand bekommt er eine Lappenplastik, weshalb seine Hand im Moment noch an seinem Bauch angenaeht ist. Am Donnerstag wird er vermutlich wieder operiert.
Danach gings nach einer kurzen Besprechung wieder in den OP. Diesmal konnte ich dem Urologen ueber die Schulter schauen bei einer Litotomie (Nierensteinentfernung). Er hat einen knapp 2cm messenden Stein aus dem linken Nierenbecken geholt und dnach einen Doppel-J-Katheter gelegt.
Als die OP vorbei war hab ich mich vorsichtig an den frostigen afrikanischen Chriurgen Dr.Lukas (Spezialist fuer Plastische Chirurgie und Leiter der Verbrennungseinheit) angepirscht……nach kurzem Plausch ueber Deutschland(er hat ja auch schon in Berlin und Hamburg gearbeitet) stellte sich heraus, das er doch ganz nett ist!  😉  Jedenfalls durfte ich dann mit ihm mit in den OP. Zuerst hat er eine oberflaechliche Pfaehlungsverletzung am Oberschenkel eines Mannes versorgt.
Danach gab es noch eine Lavage und Wundausraeumung zu sehen.Der Patient wurde  vor 3Tagen von einer Giftschlange gebissen, hat in der Posta das Gegengift erhalten und hat sich dann auf die 2taegige Reise mit dem Boot nach Pucallpa gemacht. Der Biss hat sich entzuendet und durch die Infektion ist es zu einem Kompartement-Syndrom im Unterschenkel gekommen (Ueberdruck in der Muskelloge und dadurch Durchblutungsstoerung und Nekrose des Gewebes). Jedenfalls musste dann das gesamte Bein von der Ferse bis zum Knie eroeffnet werden. Die OP kam aber schon zu spaet, deshalb hat er jetzt einige Muskeln eingebuesst und das Schienbein liegt frei. (Bilder erspare ich den Blog-Lesern an dieser Stelle)
Dienstag abend haben wir noch beim Volleyballturnier der weiblichen Krankenhausangestellten zugesehen.
Der Mittwoch verlief etwas ruhiger. Es standen kaum OPs auf dem Plan. Ich bin erst mit dem Traumatologen in den OP gegangen und durfte bei der einzigen unfallchirurgischen OP heute assisitieren. Es war   zwar nur die Entfernung eines Ganglions am Fuss, aber trotzdem aufregend, weil ich zum ersten Mal assistiert habe und auch den Hautschnitt machen durfte
Danach hab ich mir noch zwei laparosjkopische Gallenblasenentfernungen angeguckt. Es gibt genau eine Laparoskopie-einheit im Krankenhaus und die ist 10Jahre alt und seit der Anschaffung jeden Tag im Einsatz, denn Gallensteine gibt es hier sehr viele.

 



Dienstags in der Gyn

21 03 2012

wieder ein Bericht von Julian:

Heute geht der Tag kurz nach 7 zackig mit der Visite los. Heute wird sie nur von einem Arzt geleitet, und so arbeiten wir uns 4 Stunden lang von Bett zu Bett. Auch heute hauptsaechlich Woechnerinnen. Eine Patientin hat gestern ihr Baby auf die Welt gebracht und bis heute nachgeblutet. Bei der Visite quetscht der Arzt den Uterus aus, worauf ein grosses Blutkoagel erscheint und die Patientin wieder staerker blutet. Er saeubert sie mit einem Finger von weiteren Blutkoageln, legt einen 3 Kilo schweren Sandsack auf ihren Bauch und gibt Misoprolol rektal. Krise bewaeltigt.
Bei einer weiteren Patientin wird eine bimanuelle Untersuchung durchgefuehrt. Erst der Arzt und dann muss der Interno ran. Die Tuer steht offen, bestimmt  10 Augenpaare sind auf die Szene gerichtet. Doch die Patientinnen nehmen es ohne Gegenwehr hin.
Die Station scheint sich gut um die Patienten zu kuemern und mit den Prolemen der Schwangerschaft klar zu kommen. Aber die Intimsphaere der Patientinnen wird ueberhaupt nicht beachtet. Der Arzt stuermt das Zimmer, sagt laut, was er sagen moechte, packt hin, wo er hinpacken moechte. Gegenwehr wird mit der Feststellung weggewischt, dass die Patientin unwissend ist. Der Chefarzt meint, dass er den Aerzten immer sage, dass sie Patientinnen im Untersuchungsraum untersuchen sollen. Aber es halte sich keiner dran.
Wir unterhalten uns ausserdem noch kurz ueber die Gesundheit der Frauen in Ucayali. Er sagt, dass im Jahr ueber tausend Frauen an Folgen der Schwangerschaft versterben. Die meisten davon wohnen in schwer erreichbaren Doerfern, die ueber keine professionelle Geburtshilfe verfuegen. Im Gegensatz dazu, erzaehlt er, haben sie pro Jahr nur 30-40 Todesfaelle durch Tumoren bedingt. Wobei die Dunkelziffer hier wahrscheinlich sehr hoch ist.
Zum Ende des Praktikumtages entwische ich der Station und besuche Elisa im OP. Dort wird gerade der junge Mann mit Kompartmentsyndrom operiert (siehe Elisas Bericht).



Montags in der Gynaekologie

19 03 2012

ein Bericht von Julian:

Der Tag beginnt entspannt mit einer halben Stunde Warten. Dann sammeln sich alle im kleinen Gemeinschaftsraum und eine Interna presentiert einen ihrer Faelle: eine normal verlaufene Schwangerschaft.
Danach geht es in Gemeinschaftarbeit n die Visite. 3 ausgewachsene Aerzte, 6 Internos, 2 Krankenschwestern und ich stuermen das Krankenzimmer mit jeweils 6 Frauen. Jeder kuemmert sich um den ihm zugeteilten Paienten. Dnn wird der naechste Raum gestuermt. So arbeiten wir uns fuer etwa zwei einhalb Stunden durch 5 Raeume.
Eine 47jaehrige ist gerade mit ihrem 7. Kind in Woche 19 schwanger und hat seit 2 Wochen vaginale Blutungen. Zusaetzlich kann sie kaum Urin lassen und sie verspuert Uteruskontraktionen. Sie hat einen Haematokrit von 30% und eine verlaengerte Blutungszeit. Als naechste Untersuchung steht eine Ultraschalluntersuchung des Bauches auf dem Plan.

Eine weitere Patientinhat seit 2 Tagen Fieber, Schmerzen im Lumbalbereich und kann nur unter Schmerzen Wasser lassen. Die Untersuchung zeigt einen Klopfschmerz lumbal rechts. Daraufhin wurde eine Urinuntersuchung angefordert: 60- 80 Leukozyten /μL und der Nachweis von E. coli. Ihr Blutdruck ist 140/90. Die Aerzte behandeln auf eine Pyelonephritis mit Ceftriaxon. Da die Patientin vor drei Jahren waehrend einer Schwangerschaft eine Praeeklampsie entwicklte wird sie auch daraufhin abgeklaert. Gegen den Bluthochdruck erhaelt sie Methyldopa und Nifedipin.

Es faellt auf, das bei allen Schwangeren, bei denen Laborwerte vorhanden sind, definitionsgemaess eine Anaemie besteht.

Puenktlich zum Ende der Visite kommt aus der Notaufnahme die Nachricht, das seine Frau mit Eklampsie  eingetroffen sei und fuer einen Kaiserschnitt  in den OP geschoben wird. Ein Gynaekologe bietet mir netterweise an, dass er mich in den OP bringen kann. Leider haben wir dann doch so lange herumgetroedelt, dass, als wir endlich im OP ankamen, der Bauch schon wieder zugenaeht wurde.

Und schon war wieder Feierabend.



Montags in der Chirurgie

19 03 2012

Start der letzten Woche Praktikum im Krankenhaus von Pucallpa. Julian und ich haben uns diemal aufgeteilt. Ich werde diese Woche in der Chirurgie verbringen und Julian in der Gynaekologie.

Beginn des Stationsalltags ist kurz nach 7.00 mit der Visite. Allgemeinchirugrie und Traumatologie teilen sich eine Station. Was ich bis jetzt gesehen habe gibt es ungefaehr 30 Betten und mindestens 10 Chirurgen(keine einzige Frau!) und 5 Internos. In der Visite werden die frisch operierten Patienten angeschaut, Verbandkontrolle und hier und da werden Wunden gespuelt. Das Kontingent der Allgemeinchirurgie besteht vor allem aus Gallenblasen und Blinddaermen. Onkologische Chirurgie wird in Pucallpa bnicht betrieben, alle Krebspatienten muessen nach Lima.

Traumatologisch gibt es hier vor allem Knochenbrueche und groessere Schnitt- und Quetschwunden zu bestaunen. Das Krankenhaus verfuegt sogar ueber eine eigene Verbrennungseinheit und einen Spezialisten fuer Verbrennungen aus Tanzania (uebrigens Der Ex-Mann unserer lieben Doktora)

Nach der Visite gabs eine Weiterbildung zur Diagnostik und Therapie von Blinddarmentzuendungen.

Nach einem kleinen Kaeffchen gings dann kurz nach 8 in den OP. Heute standen nur allgemeinchirurgische Sachen auf dem Plan. 2 aeltere Damen mit Gallensteinen (beide Male Lap-Galle) und ein 18jaegriges Maedchen mit Blinddarmentzuendung (offen). Das wars auch schon. Der Arbeitsalltag verlauft hier eher ruhig. Auf jede OP kommen 2-4 Chirurgen (1-2 arbeiten der Rest quatscht 😉 ). gearbeitet wird von 7.00 – 13.00. Nachmittags gibts einen Diensthabenden. und nachts hat ein chirurg rufbereitschaft und kommt von zuhause wenn es was Dringliches gibt.

Die Ausstattung der Chirurgie ist erstaundlich gut und die Allgemeinchirurgie verfuegt ueber eine moderne Laparoskopie-technik  mit Videoanschluss.

so siehts im OP aus

so siehts im OP aus



Wochenende

19 03 2012

Samstag vormittag haben wir uns den Parque natural in Pucallpa angeschaut. Dieser besteht aus einem Zoo, einem Spielplatz und einem kleinen Museum. Im Moment ist der Zoo eine riesige Baustelle und nicht sehr empfehlenswert. Auch die Tierhaltung laesst stark zu wuenschen uebrig. Ich hoffe die Lebenssituation der Tiere verbessert sich durch die Renovierung, zumindest werden an allen Ecken neue Gebaeude und Gehege errichtet.

Damit haben wir nun auch die letzte verbliebene Sehenswuerdigkeit in Pucallpa abgregrast. Fuer alle weiteren Sachen muss man mehrere Tage Reise einplanen.

Samstag abend sind wir nochmal mit den Internos und dem Maedel, was wir in Contamana getroffen haben in Pucallpas beste Diskothek „el Perico“ gegangen. Wieder ein sehr witziger abend.

Sonntag Mittag waren wir erst bei der Doktora fuer Gastroenterologie zu hause und dann zum Mittagessen eingeladen. Endlich habe ich es geschafft „Cebiche“ die regionale Fischspezialitaet zu probieren. Ist allerdings nicht so mein Fall. Ich bevorzuge doch Fisch in gebratener Form.

Die Doktora hat uns waehrend des Essens ungefaehr 4Stunden lang ihre Lebensgeschichte erzaehlt, welche uebrigens sehr spannend ist. Sie ist jetzt schon seit 25 Jahren in Pucallpa, hat davor aber in der ganzen Welt gearbeitet…..in Schweden, Rumaenien, Hamburg, Indien, Aegypten, Dominikanische Republik, Tanzania…..und und und….war ziemlich viel unterwegs die Gute. Ausserdem will sie sich fuer die Rente ein Haeuschen in der Karibik kaufen und hat uns schonmal eingeladen sie zu besuchen! 😀 Ich glaube das Angebot nehme ich gerne an.

Mit dem Bauch voller Fisch, Yuca und Kartoffeln, sind wir dann noch ein Stundchen ins Schwimmbad gegangen um die letzten Sonnenstrahlen zu geniessen.

Das war auch schon unser letztes Wochenende in Pucallpa.

Montag beginnt die letzte Praktikumswoche und am Freitag fahren wir dann weiter nach Puerto Bermudez.



Freitag

16 03 2012

Den heutigen Vormittag haben wir im CERITSS verbracht, dem Zentrum fuer sexuelle uebertragbare Krankheiten und HIV/AIDS. In diesem Programm arbeiten Infektiologen, Gynaekologen, Paediater und Psychologen zusammen. Es zahlt der Staat. Kondome, Kontrolluntersuchungen, HIV-Test und Behandlungen sind kostenfrei. Zuerst waren wir kurz in der Gynaekologischen Sprechstunde. Hier koennen sich Prostituierte untersuchen und auf HIV oder Syphillis testen lassen, auch Kondome gibts gratis. Sehr interessant fand ich die Information, das hier in Pucallpa fast alle Prostituierten Kondome benutzen und deshalb auch kein HIV haben. Ganz im Gegensatz zu vielen Hausfrauen, deren Maenner staendig fremdgehen und sich weigern Kondome zu benutzen.

Die Ergebnisse der HIV-Tests werden durch die Psychologin bekanntgegeben. 2010 wurden hier im Zentrum 80 neue Faelle ermittelt und 2011 120. Es gibt jedoch eine sehr hohe Dunkelziffer.

Ein negativer Punkt ist das es keine Kampagnen an Schulen gibt, Kondome duerfen nicht an Minderjaehrige verteilt werden. Minderjaehrige muessen immer mit ihren Eltern hierher kommen. Hier hat man offensichtlich den Ansatz an der richtigen Stelle verpasst.

Anschliessend waren wir noch in der woechentlichen HIV-Kindersprechstunde. Sehr beindruckt hat mich ein kleiner frecher 7jaegriger. Er hat seit seiner Geburt HIV. Seine Mutter und auch er bekam die Diagnose vor 4 Jahren und sind seitdem in Behandlung. Es geht ihm sehr gut. Er hat keine Nebenwirkungen durch die Medikamente und ist nicht immunsupprimiert. Seine derzeitige Viruslast ist minimal (CD4-Zellen 876, Viruslast unter 20). Der Kinderarzt meinte, wenn es so bleibt kann der Junge  Praesident werden, doch der Junge will lieber popstar werden 😀



Donnerstag

16 03 2012

Hier in der Neo haben wir noch ein weiteres bekanntes Gesicht wiedergetroffen. Das kleine am 28.2. kurz nach der Geburt ausgesetzte Maedchen. Inzwischen heisst sie Camilla. Abgesehen davon das sie keine Familie hat, ist sie kerngesund, quietschfidel und zuckersuess :-D. Ich hab sie bis jetzt jeden Tag besucht. Wenn sie schreit und man sie auf den Arm nimmt, hoert sie sofort auf zu schreien, als wuerde sie wissen, das sie ganz alleine ist und dankbar uer jede koerperliche Naehe. Ich glaube wenn ich aelter waere und nicht mitten im Studium stecken wuerde, wuerde ich sie mitnehmen…..Wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen wird, kommt sie in ein staatliches Kinderheim und erhaelt zumindest ein Dach ueber den Kopf, eine Krankenversicherung und eine Schulausbildung.

Zusammen mit Betty haben wir uns noch ein anderes Maedchen angesehen, welches am 7.3. geboren wurde. Hier im Krankenhaus ist sie seit 2 Tagen wegen Hypoaktivitaet, Schlaefrigkeit und weil si zu wenig trinkt. Der Muskeltonus und die Reflexe sind vermindert. Im transkraniellen Ultraschall fanden sich keine Auffaelligkeiten. Der Neurologe vermutet eine Hirnschaedigung durch perinatale Hypoglykaemie.

Und noch ein Fall um mal etwas sehr erfreuliches zu berichten: Bei unserem allerersten Besuch im Krankenhaus (siehe Fotoalben: Pucallpa) haben wir zusammen mit den Leveaus die Neonatoogie angeschaut. Schon damals vor 4 Wochen lag dort das kleine Maedchen Flores, das am 22.1. in Contamana als Fruehchen geboren wurde und damals nur 640g wog. Es kam dann kurz darauf hier ins Krankenhaus und wird seitdem im Inkubator der neo-ITS hochgepaeppelt. Es ist bisher das erste Baby mit so niedrigem Geburtsgewicht das hier ueberlebt hat. Inzwischen wiegt sie schon 890g. Hoffen wir das es so weitergeht und sie die Chance auf ein ganz normales Leben in der Selva erhaelt.

Am abend haben wir uns noch das Haus von Pablo Amaringo Shuno angesehen. Ein Maler aus Pucallpa (inzwischen verstorben), der frueher Schamane war und seine Ayauasca-Visionen bei den Zeremonien aufgezeichnet hat. Ziemlich beeindruckend. Er hat auch eine kostenlose Malschule  in Pucallpa gegruende, die durch seine Familie weitergefuehrt wird.



Mittwoch

16 03 2012

Heute begann unsere recht kurze Woche auf der Neonatologie. Diese besteht aus drei grossen Raeumen: der Neo-Intensivistation, der Intermediaerstation und dem normalen Raum fuer gestillte Babies ohne permanente Ueberwachung durch die Krankenchwestern. Betten fuer die Muetter gibt es keine. Lediglich im normalen Babiezimmer liegen ein para Matten aus.

Am Anfang steht wie immer die Visite. Gleich am Anfang erleben wir ein Wiedersehen mit einem bekannten Gesicht. Der kleine Junge, der am 28.2. einen Tag nach seiner Geburt wegen Analatresie (Nicht angelegter Anus) in die Notaufnahme gekommen ist. Dort hatten wir ihn schon gesehen, als wir mit Betty unterwegs waren. Der Kleine hat ausserdem vermutlich noch ein Down-Syndrom. Er wurde dann auch gleich am 29.2. hier im Krankenhaus operiert und erhielt ein Kolostoma (kuenstlicher Darmausgang). Durch die OP kam es jedoch bei ihm zu Verwachsungen (Bridenbildung) des Darms, woraus ein Darmverschluss (Ileus) resultierte, welcher sich dann auch noch infizierte. Am 10.3. wurde er dann schliesslich erneut operiert und erhielt ein neues Kolostoma und eine Spuelung der Bauchhoehle.Inzwischen geht es ihm wohl wieder etwas besser, aber er liegt immernoch auf der Neo-ITS. Wenn jetzt alles gut geht und er sich erholt und normal weiterentwickelt, erhaelt er mit 3 Monaten eine erneute OP mit Verlegung des Darmausgangs dorthin, wo er hingehoert.

Dann haben wir noch ein kleines Maedchen mit doppelseitiger Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte kennegelernt. Sie wurde am 17.1. in der 36.Schwangerschaftswoche durch Kaiserschnitt im Krankenhaus von Contamana geboren, nachdem bei der Ultraschalluntersuchung eine Mangelversorgung festgestellt wurde. Ihr Geburtsgewicht betrug 1780g. Auch dieses Kind hat eine Analatresie, welche am 18.1. operiert wurde. Ausserdem hat sie nur eine Niere, rechts an der falschen Stelle(ileocaekal). Die Mutter der kleinen ist erst 18 und erscheint ziemlich ueberfordert, aber ich habe mich sehr gut mit der jungen Grossmutter unterhalten. Sie war mit ihrer Tochter bei allen 3 Schwangerschaftsuntersuchungen in Contamana, aber im Ultraschall hatte man nie etwas gesehen. Sie vermutet die Ursache der Fehlbildung darin, das ihre Tochter als sie schwanger war Paracetamol und einmal auch “andere Kapsel” aus der Posta erhalten hat. Ob dies tatsaechlich die Ursache war, werden sie wohl nie wissen. Jedenfalls finde ich es sehr nachlaessig, das sich schwangere Frauen unwissenderweise und ohne Rezept in jeder Posta und Apotheke fuer Schwangere gefaehrliche Medikamente besorgen koennen. Es waere interessant zu erfahren, ob aus diesem Grund auch die Fehlbildungsrate hier hoeher ist. Jetzt muss sich das kleine Maedchen erstmal von dem ganzen Stress erholen und endlich wachsen. Seit der Geburt hat sie 100g an Gewicht verloren. Sobald sie zunimmt, kann die Familie nach Hause. Die LKG-Spalte wird dann mit einem halben Jahr von auslaendischen Aerzten umsonst operiert, damit sie danach normal essen und spaeter auch sprechen kann.

Abend s stand wieder Notaufnahme auf dem Plan. Es gab einen Motocarrounfall. Den jungen Mann hats ziemlich erwischt, aber er hatte wirklich Glueck. Er hatte zwar eine riesige Wunde am Kopf, aber Knochen und Gehirn blieben unverletzt. Tapfer hat er die lange Prozedur des Naehens mit ueber 20 Stichen in Lokalanaesthesie ertragen und zum Schluss sah alles schon wieder halb so schlimm aus. Die sichersten Gefaehrte scheinen die kleinen Motos jedenfalls nicht zu sein.

Zum Schluss lag hier noch  ein 75 jaehriger Patient mit chronischer Tuberkulose. Seit 3 Monaten geht es ihm immer schlechter. Das Endbild dieser Erkrankung ist ziemlich traurig und wir werden den Anblick wohl so schnell nicht vergessen.