Das Ende unseres Praktikums

22 03 2012

Mittwoch abends waren wir noch ein letztes Mal in der Notaufnahme. Es war ziemlich ruhig, wahrscheinlich weil das peruanische Fussballteam gerade gegen Chile spielte. Selbst in der Notaufnahme lief der Fernseher und die Aerzte und Krankenpfleger waren nur teilweise bei der Sache 😉 ….Peru hat 3:1 verloren……

Ein kleines Maedchen kam dennoch in die Notaufnahme mit Verdacht auf eine Lebensmittelvergiftung nachdem sie ein Erfrischungsgetraenk zu sich genommen hat. Sie war ziemlich schlaefrig und weggetreten, teilweise nicht ansprechbar und hat erbrochen. Ihr wurde eine Magensonde gelegt,  der Magen mit Wasser gespuelt und sie hat Infusionsloesung ueber einen Venenkatheter erhalten. Danach gibgs es ihr schon besser. Donnerstag morgen haben wir sie bereits aus der Notaufnahme laufen sehen.

Nachdem wir uns morgens untere Unterschriften fuers Praktikum abgeholt haben, gings fuer Julian noch urz in die Gyn und fuer mich wieder in die Chirurgie. Ich hatte mich fuer heute mit Dr.Lukas verabredet, dem Plast.Chirurgen und Verbrennungsspezialisten. Er leitet die Verbrennungseinheit.

Nach der Visite und einem kurzen Vortrag sind wir also auf die Spezial-Station fuer Verbrennungswunden gegangen. Die Teilstation ist abgeschlossen und man muss sich wie fuer den OP umziehen mit Schuhueberziehern, Masken und Hauben…..hier allerdings alles in rot.

Julian kam dann auch noch dazu, al ser gemerkt hat, dass das doch spannender ist als 4h Gyn-Visite! 😀  Die Verbrenungseinheit hat Platz fuer bis zu 10 Patienten und einen eigenen OP-Saal. Selbst intubierte Patienten  verbleiben hier. Die  Ausstattung ist allerdings leider noch sehr lueckenhaft. Es gibt z.B. keine Infusionspumpen. Wenn die Patienten also sediert werden muessen, bekommen sie einfach in regelmaessigen Abstaenden Anaesthetika und Analgetika gespritzt (Dormicum und Fentanyl).

Zurzeit liegen hier  4 Kinder mit Verbrennungen an Fuessen, Amen oder im Gesicht. In Gegenden ohne Strom benutzen die Leute hier selbstgebastelte Kerosin-Lampen, die in der Hand getragen werden. Diese verursachen die meisten Verbrennungsunfaelle.

Gestern Nacht iste in besonders schwerer Fall eingetroffen. Ein junger  Mann, der irgendwie in eine Gas-explosion geraten ist. Er hat am ganzen Koerper Verbrennungen 2.Grades (75% seiner Koerperoberflaeche) Im Moment iste r noch stabil, aber es ist sehr kritisch. Dr.Lukas gibt ihm eine Ueberlebenschance von 5%. Das Problem ist vor allem die Lunge. Auch die Atemwege und die Bronchien snd von den Verbrennungen betroffen. Dierespiratorischen Komplikationen treten aber in der Regel erst am 6.Tag ein. Bis dahin wird versucht ihn soweit es geht mit Fluessigkeit- und Proteinsubstitution sowie Antibiotika und Steroiden zu stabilisieren. Die Moeglichkeit eine Bronchoskopischen Lavage (Lungenspuelung) besteht hier leider nicht.

Nach dem die Arbeit hier getan war, bin ich mit Dr.Lukas weiter in den OP. Er musste noch auf einen freien Saal warten, deshalb bin ich derweil zu den Unfallchirurgen in den OP gegangen.

Ich hatte Glueck und durfte gleich bei der ersten OP assistieren, eine Spuelung und sekundaerer Wundverschluss bei einer 6Tage alten Schusswunde mit Schrotkugeln. Siehe Roentgenbild!

Spaeter war dann auch ein Saal fuer Dr.Lukas frei und weiter gings mit einer anderen spektakulaeren OP. Der Patient mit der zerfetzten Hand, von dem ich schon berichtet habe, wurde heute wieder operiert.Seine Hand war am Bauch angenaeht um die Handflaeche mit einem Stueck Haut aus der Bauchdecke zu decken. 21Tage ha ter so mit angenaehter Hand im Krankenhaus rumgelegen bis der Hautlappen, noch ueber den Bauch durchbutet angewachsen war. Heute wurde die Hand wieder von der Bauchdecke abgetrennt und zugenaeht. Sie sieht immernoch nicht sehr schoen aus und er wird noche in para Rekonstruktions-OPs brauchen, aber zum Schluss bleiben ihm 3 Finger mit denen er greifen kann. Er hat grosses Glueck gehabt, das seine Hand noch soweit gerettet werden konnte.

Um 12 waren die spannenden OP`s vorbei und wir hatten uns ja auch mit der Doktora zu Mittag verabredet. Also begann die grosse Verabschiedungszeremonie. Besonders auf der Inneren Station, wo wir am laengsten waren, wollten uns die Leute garncht so recht gehen Lassen. Hier noch ein Gruppenfoto und da nochmal druecken. Dann konnten wir uns doch noch zum Mittagessen losreissen und liessen uns ein letztes Mal von der Doktora einladen und mit kulinarischen Koestlichkeiten verwoehnen. 😀

Heute Nachmittag fahren wir nochmal nach Yarina coche um den Sonnenuntergang ueber der Lague zu geniessen. Am Abend treffen wir uns dann erst mit Dr. Leveau und dann nochmal mit den Internos und dann gehts ans Sachen packen. Morgen frueh fahren wir mit dem Jeep los nach Puerto Bermudez.

Es waren 5 sehr schoene und spannende Wochen hier i Pucallpa. Wir haben viele nette Leute kennengelernt und ein para neue Freunde gefunden. Schade, das die Zeit hier schon vorbei ist. Aber ich troeste mich damit, das die Reise ja noch nicht vorbei ist. Es gibt noch vieles zu entdecken in Peru und mir bleiben noch  fast 4 Wochen!

Liebe Gruesse an alle fleissigen Blog-Leser. Auch wenn es jetzt keine Patientenberichte mehr geben wird, werde ich weiterhin alle Neuigkeiten und Reiseerlebnisse hier posten.

Bis bald!



Mittwoch und Donnerstag in der Gyn

22 03 2012

Ein Bericht von Julian:

 

21. und 22. Maerz – Die zwei letzten Tage in der Gyn

Am heutigen Mittwoch bin ich eigentlich fuer die Ambulanz fuer Frauen in Risikoschwangerschaft eingeteilt, doch der Tag beginnt mit einem ernsten Fall auf der Station. Als ich ankomme kuemmert sich der Kardiologe gerade um eine Frau aus einem kleinen Indianerdorf im Ueberwachungsraum.  Sie ist 29 Jahre alt (sieht aber viel aelter aus) und in der Schwangerschaftswoche 37. Sie ist anaemisch (Hbg 2g/dL, Hkt 9%) und stark desnutriert. Nach der Untersuchung diagnostiziert der Kradiologe ein  Nierenversagen und eine Herzinsuffizienz durch stark erhoetes intravasales Volumen. Er ordnet einen Stopp der Fluessigkeitszufuhr und Furosemide an. Bei der folgenden Ultraschalluntersuchung stellt der Untersucher fest, dass sich im Amnion kaum noch Fluessigkeit befindet. Dies und die starke Anaemie, erklaeren die Aerzte, halte sie davon ab, einen Kaiserschnitt durchzufuehren. Sie wird auf die Intensivstation verlegt. Leider werde ich den weiteren verlauf nicht mitbekommen.
Daraufhin  gehe ich mit einer Aerztin in die Ambulanz. Den ganzen Vormittag kuemmern wir uns um Schwangere mit Risikofakoren.

Heute ist unser letzter Tag im Krankenhaus und wir machen uns erstmal auf die Suche nach jemandem, der uns unsere Zeugnisse unterschreiben moechte. Danach geht es weiter auf die Gynaekologie. Ich mache eine Weile bei der Visite mit, um mich dann schnell zu verkruemmeln und mit Elisa die Spezialstation fuer Patieten mit starken Verbrennungen zu besuchen. Diese Station wird von einem Arzt afrikanischer Abstammung geleitet, der sich in der Dominikanischen Republik und den USA auf Verbrennungsopfer und plastische Chirugie spezialisiert hat und dann mit der Idee, solch eine Station zu eroeffnen nach Pucallpa gekommen ist. Wir finden einen besonders schwer verletzten Patienten vor, der durch eine explodierende Gaswolke verletzt wurde. Er hat keine gute Prognose. Der Arzt meint, dass ihnen in ihrere Station noch Geraete fuer intensivmedizinische Eingriffe fehlen.
Danach gehen wir in den OP. Im Gyn-OP wird eine Frau mit einer Ovarialzyste operiert. Sie ist ganze 7cm gross. Ausserdem findet der Chirurg auch noch ein Myom, das er aber nicht herausnimmt. Die OP verlaeuft ohne Probleme. Und dann ist auch schon Feierabend.