Dienstags in der Gyn

21 03 2012

wieder ein Bericht von Julian:

Heute geht der Tag kurz nach 7 zackig mit der Visite los. Heute wird sie nur von einem Arzt geleitet, und so arbeiten wir uns 4 Stunden lang von Bett zu Bett. Auch heute hauptsaechlich Woechnerinnen. Eine Patientin hat gestern ihr Baby auf die Welt gebracht und bis heute nachgeblutet. Bei der Visite quetscht der Arzt den Uterus aus, worauf ein grosses Blutkoagel erscheint und die Patientin wieder staerker blutet. Er saeubert sie mit einem Finger von weiteren Blutkoageln, legt einen 3 Kilo schweren Sandsack auf ihren Bauch und gibt Misoprolol rektal. Krise bewaeltigt.
Bei einer weiteren Patientin wird eine bimanuelle Untersuchung durchgefuehrt. Erst der Arzt und dann muss der Interno ran. Die Tuer steht offen, bestimmt  10 Augenpaare sind auf die Szene gerichtet. Doch die Patientinnen nehmen es ohne Gegenwehr hin.
Die Station scheint sich gut um die Patienten zu kuemern und mit den Prolemen der Schwangerschaft klar zu kommen. Aber die Intimsphaere der Patientinnen wird ueberhaupt nicht beachtet. Der Arzt stuermt das Zimmer, sagt laut, was er sagen moechte, packt hin, wo er hinpacken moechte. Gegenwehr wird mit der Feststellung weggewischt, dass die Patientin unwissend ist. Der Chefarzt meint, dass er den Aerzten immer sage, dass sie Patientinnen im Untersuchungsraum untersuchen sollen. Aber es halte sich keiner dran.
Wir unterhalten uns ausserdem noch kurz ueber die Gesundheit der Frauen in Ucayali. Er sagt, dass im Jahr ueber tausend Frauen an Folgen der Schwangerschaft versterben. Die meisten davon wohnen in schwer erreichbaren Doerfern, die ueber keine professionelle Geburtshilfe verfuegen. Im Gegensatz dazu, erzaehlt er, haben sie pro Jahr nur 30-40 Todesfaelle durch Tumoren bedingt. Wobei die Dunkelziffer hier wahrscheinlich sehr hoch ist.
Zum Ende des Praktikumtages entwische ich der Station und besuche Elisa im OP. Dort wird gerade der junge Mann mit Kompartmentsyndrom operiert (siehe Elisas Bericht).



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