ein verlaengertes Wochenende in der Selva

13 03 2012

1. Donnerstag

aus dem Krankenhaus schnell ins Hotel umziehen, Mittag essen, Proviant einkaufen  und Sachen packen, dann gings auch schon los zum Hafen von Pucallpa. Schnell hatten wir ein Schiff gefunden das heute Abend um 17.00Uhr nach Contamana auslaufen sollte. Also Haengematten aufgespannt und gemuetlich gemacht. Eine Stunde spaeter dann ploetzliche Unruhe im Haengemattenlager. Immer mehr Leute unterhalten sich aufgreregt und telefonieren wild gestikulierend. Einige fangen an die Haengematten wirder abzubauen. Davon angesteckt ergreift auch uns ein ungutes Gefuehl…..endlich sickert die entscheidende Information auch zu uns duch: das Schiff wird doch erst morgen starten, weil es noch nicht genug Ladung hat…..na toll! Also in Windeseile Haengematten wieder abgespannt und wieder runter vom Schiff. Zum glueck stand gleich daneben noch ein Schiff nach Contamana. Zwar ein wenig kleiner, aber gemuetlich. Wir haben auch noch ein Plaetzchen gefunden, also alles gut, Haengematten wieder aufgespannt und warten bis wieder Ruhe einkehrt. Um 19:00Uhr, inzwischen war es schon gamz schoen dunkel und das Deck auch ganz schoen voll (zwischen 2Haengematten passte kaum mehr ein Windhauch 😉 ) ….endlich sprang derMoto an und wir tuckerten los. Schade das es dunkel war so konnten wir kaum was sehen von der abenteuerlichen Bootsfahrt auf dem Rio Ucayali. Also haben wir es uns stattdessen in den Haengematten gemuetlich gemacht und Musik gehoert. Irgenwann brachte uns dann der tuckernde Motor und das bestandige Schaukeln zum Schlafen.

2. Freitag

Gegen  6.00 bin ich aufgewacht….beim Zaehneputzen kurz die etwas veregnete Aussicht genossen und vorne am Bug die Lage gecheckt. Gegen 7.00 legten wir dann auch schon an in Contamana nach 12h Fahrt. Nachdem uns von einigen Leuten in Pucallpa ja schon Schauergeschichten erzaehlt wurden ueber die wilden Verhaeltnisse in Contamana, hatte ich mich ja schon gedanklich auf das Schlimmste vorbereitet. Das kleine Hafenstaedtchen mitten im Dschungel mit 60.000 Einwohnern und nur per Boot oder Flugzeug zu erreichen, kommt erstaunlich ruhig und gemuetlich rueber. Alles sehr ueberschaubar. Alle begruessen einen freundlich und sind sehr interessiert. Hier herrscht eine angenehme Dorf-atmosphaere.

Nachdem wir ein Zimmer gefunden hatten, gings erstmal los die Stadt beichtigen und den Rueckflug nach Pucallpa fuer Montag buchen. Unser erster Anlaufpunkt war das Rathaus. Hier wurden wir gleich von einem freundlichen Mann mittleren Alters anesprochen. Wie sich herausstellte, war er Journalist aus Pucallpa, der seit einem halben Jahr in Contamana wohnt und arbeitet. Ungefaehr 1h hat er damit verbrcht uns fotos und Filme ausder Umgebung von Contamana zu zeigen und uns zu erzaehlen was wir alles mach koennen etc. dann ist er mit uns ins AMSA-Buero (Fluggeselschaft) und hat uns der dortigen Angestellten Betty vorgestellt. Die Fluege waren schnell reserviert und Betty fragte uns auch gleich ob wir nicht lust haetten mit ihr am abend auszugehen. Wir sagten natuerlich sofort zu……fuer Karaoke und peruanisches Bier sind wir schliesslich immer zu haben 😀 …..Weiter fuehrte uns der journalist zum CIMA-Buero, einer hiesigen NGO zum Schutz des Nationalparks Cordillera azul und der dortigen Indianer-Staemme. Der nette NGO-Mitarbeiter erzaehlte uns soviel tolles von der Cordillera azul, einer kleinen Gebirgskette mitten in der Selva ungefaehr 1Woche Marsch von Contamana, das es uns sehr leid tat nicht genuegend zeit zu haben um diesen schoenen Fleck fast unberuehrter Erde zu besichtigen. Er hat uns einen Film ueber die Shipibo (ein hiesiger Indianerstamm) mitgegeben, den die NGO zusammen mit amerikanischen Institutionen gedreht hat. Ich hoffe wir koennen ihn in Deutschland an der Uni zeigen, zumindest haben wir schonmal seine Erlaubnis dafuer eingeholt.

Nachdem sich der Journalist wieder von uns verabschiedet hat,  ging es nun fuer uns weiter auf sightseeing-Tour. Mal schauen was Contamana so zu bieten hat. Auf einem Aussichtspunkt ueber der Stadt angekommen, wurden wir von einem starken Regenschauer ueberrascht. Davor unter einem Palmblattdach schutz-suchend machten wir auch gleich die naechste Bekanntschaft mit Adriana einer Peruanerin ende 20 aus Pouzouzu mit tiroler Wurzeln und einem Bekannten von ihr aus Contamana. Nach jurzer Unterhaltung, beschlossen wir als der Regen wieder aufgehoert hatte gemeinsam weiterzuziehen.

Nach der Bootsreise und den ganzen neuen Bekanntschaften brauchten wir dann aber erstmal ein Nachmittagsschlaefchen. Abends trafen wir uns dann wieder mit Betty aus dem AMSA-Buero und Adriana zum weggehen. Erstmal was Essen und dann in die Disko. Da war aber irgenwie noch nichts los, also sind wir weiter in die Karaoke-Bar mit einem kurzen Zwischnestop bei Betty zuhause.

Inzwischen kennen wir auch Betty´s traurige Geschichte: Verheiratet und 2 Kinder (6 und 15) Ihr Mann muss ein ziemliches Arschloch sein. Jedenfalls lebt und arbeitet sie zur zeit alleine in Contamana und wartet bis er wiederkommt um ihn anzuzeigen wegen haeuslicher Gewalt und nicht gezahtem Unterhalt fuer die Kinder. Er ist wohl mit einer Minderjaehrigen aus Contamana durchgebrannt, was alleine schon strafbar ist. Betty´s Kinder leben inzwischen bei ihrer Grossmutter in Pucallpa und da Betty jeden Tag von 7 bis 7 arbeitet sieht sie ihre Kinder also nie. Sie hat uns die Adresse von ihrer Mutter in Pucallpa gegeben, damit wir ihre Kinder mal besuchen und ihnen liebe Gruesse ausrichten.

Aber sie bleibt tapfer….nach einigen Glaesern Bier hat sie allerdings ein paar spanische Herzschmerz-Lieder getraellert. Wir konnten uns zum Glueck mal wieder erfolgreich vorm Karaoke-Singen druecken 😉 ……gegen halb 1 waren wir dann wieder im Hotel.

3. Samstag

heute morgen sind wir um 6.00 aufgestanden, weil wir uns mit einem Guide fuer die Fahrt nach Aguas calientes (reichlich 20km entfernt im Dschungel) veabredet hatten. Als dieser dann kam, sagte er uns das die Strasse eigentlich och nicht befahrbar waere wegen der Regenzeit und die Motocarros alle im Schlamm stecken bleiben wuerden. Aber er haette sowas wie einen Traktor und wenn es bis 12.00Uhr nicht regnen wuerde, koennte er uns damit doch dorthin bringen…..Also ºgingen wir fruehstuecken und schlenderten noch ein wenig durch Contamana bis es endlich 12 war. Tatsaechlich hat es nicht geregnet und wir waren voller guter Hoffnung…..als er dann um 12 kam und sagte, er koenne uns doch nicht fahren, weil die strasse doch noch zu schlecht ist und er muesse jetzt auch eine andere Arbeit erledigen……Na toll…..so ein Mist….den ganzen Vormittag verschwendet fuer nichts und wieder nichts…….Was nun….Ratlosigkeit!?

Nach krzm Rumfragen, hat Betty dann einen anderen Guide angerufen der auch unglaublich schnelle im Buero aufgetaucht ist. Der sagte uns er koenne uns nach Aguas calientes bringen, aber nur zu Fuss…20km…..womoeglich schlammstrasse…….ohne uns das genau zu ueberlegen sagten wir natuerlih zu….schliesslich sind wir nur deshalb ueberhaupt nach Contamana gekommen (auch wenn die Leute hier sehr nett sind)….nach einigen Besorgungen und Mittagessen stiefelten wir frohen Mutes, unwissend der Dinge die noch kommen wuerden, gegen 14.00Uhr  nachmittags los.

Die ersten 3 h gingen kinderleicht. Die Sonne bruzelte, die Schlammstrasse war ausgetrocknet, unser Guide redete unnterbrochen (und ich meine wirklich ununterbrochen!) und erzaehlte uns alles was ihm grad so einfiel und zeigte uns auch zahlreiches Essbare  und einige Heilpflanzen am Wegesrand. Als wir dann reichlich die haelfte hinter uns hatten, sahen wir mit eigenen augen warum hier keine Fahrzeuge mehr fuhren….ziemlich viel Schlamm. Aber dank der vielen Sonne kamen wir doch fast trockenen Fusses ueber die meisten Pfuetzen. Trotzdem wuenschte ich mir Gummistiefel, wie unser Guide.

Die letzten 2Stunden liefen wir dann mit Lampen im Dunkeln und entdeckten auch das ein oder andere nachtaktive Dschungeltier.

Gegen 20.30Uhr sind wir dann in Aguas calientes angekommen. Ein Schutzgebiet in der Selva in dem es durch Vulkanaktivitaet viele heisse Schwefelquellen gibt. aguas calientes ist ein Platz an dem ein heisser Strom mit einem kalten Strom zusammen fliesst und wo man mitten im Dschungel im Bach bei Badeannentemperatur in helisamen Schwefelwasser baden kann. Das haben wir dann auch gemacht, mit Stirnlampen…..sehr erholsam nach dem 6stuednigen schweisstreibenden Marsch. Danach gabs Abendessen, Spaghetti mit Thunfisch von unserem Guide zubereitet (der leider nicht sehr gut kochen kann), aber es hat satt gemacht und zum Nachtisch gabs frisch gepflueckte Papaya. Genaechtigt haben wir auf dem Fussboden einer Palmblatthuette unterm Moskitonetz, nicht die bequemste Nacht mines Lebens aber sie war sowieso ziemlich kurz.

4. Sonntag

Um 5.uhr wurden wir vom Guide geweckt und schon wieder gings im Dunkeln los durch den Dschungel. den heissen Zufluss aufwaerts. Nach ca. 45minuten kamen wir, inzwischen bei Tageslicht ander „Colpa de los Guacamayos“ an. Da ist ein Felsen aus dem warmes suesses Wasser fliesst. Der Zucker bleibt dann am Felsen haengen und trocknet in der Sonne. Die hiesige Papageien-Kolonie (die „Guacamayos“) lasen sich wenn sie ungestoert sind hier nieder um den Zucker zu essen.

Hier wurde von den Parkwaehtern eine Beobachtungshuette gebaut, in der wir uns nun auch versteckten und auf die Guacamayo warteten und warteten………..

Wir warteten von kurz nach 6 bis 12Uhr immerwieder hoerten wir die Papageinen und sahen die „Sentinels“ (Die Waechter-Papageien) hoch oben in den Baeumen.  Die Koloniehat eine ausgefeilte Strategie. Es gibt verschiedene Sentinels in allen Richtungen die erst das Terrain auskundschaften, Nur wenn sich untern nichts tut, laesst sich die ganze Kolonie zum fressen nieder. Auch waehrend des Festmahls bleiben die Sentinels aufihrem Posten um die Anderen zu warnen, wenn sich was tut.

2mal haben sich die sentinels erschreckt und alle sind weggeflogen (ich glaub einmal war ich schuld, weil ich meinen Kopf unbedacht zu wet rausgesteckt habe um was zu sehen) aber dann kamen sie doch noch herab, als ich die Hoffnung schon aufgegeben hatte.

Ein wahnsinniges Schuspiel! Es war so toll ihnen beim Fressen zuzuschauen, Ich hab noch nie soviele Papageien auf einmal gesehen und dann auch noch frei lebende. Selbst als es angefangen hat sind sie dort geblieben, bis sie so nass waren das sie nichtmehr fliegen konnten. Unser Guide hat gesagt er hat noch nie nasse Papageien gesehen und fands ziemlich witzig 😉

Aber alles schoene hat auch mal ein Ende und so machten wir uns als der Regen nachliess wieder auf den Rueckweg. Es gibt hier noch zahlreiche Wasserfaelle die wir besichtigen wollten, aber dafuer fehlt uns leider die Zeit. Schliesslich haben wir noch einen langen Rueckmarsch vor uns und morgen geht der Flieger nach Pucallpa.

Noch ein letztes Mal in die heissen Quellen gesprungen und dann gehts los auf den beschwerlichen Rueckmarsch.

De Hinweg war ein Kinderspiel gegen den Rueckweg…..Um 14.30 starteten wir in Aguas calientes…..Die ersten 2h Stunden liefen wir im stroemenden Regen. Die Strasse weichte immer mehr auf. Nach einer halben Stunde stand bereits das Schlammwasser im Wanderschuh bis zum Knoechel. Aber wir liefen immer weiter…..was nass ist kann irgendwann nicht noch nasser werden. Dann wurde es dunkel und wir hatten immer noch viele Kilometer vor uns…..Irgendwann verlor ich jedes Gefuehl fuer Zeit und Wegstrecke. Ohne Lampe setzte ich nur noch mechanisch, angetrieben durch reine Willenskraft einen Fuss vor den anderen durch wadentiefen schlamm und Pfuetzen…..kilometer fuer kilometer naeherten wir uns langsam, aber stetig unserem Ziel. Als ich schon glaubt ewig so weiterlaufen zu muessen, kamen wir dann doch noch an gegen 20.30 nach 6Stunden und 20km Matsch. Das Ergebnis: alles tat weh, harte Muskeln und vom schlammwasser wundgescheuerte Fuesse. Egal, hauptsache angekommen.

Gefuehlt mehr tot als lebendig schaffte unser Guide dann noch mit seinem Carro ins Hotel wo wir erstmal unsere Schuhe und Hosen duschten und danach uns …Jetzt hatten wir einen privaten Schlammpool im Bad 😉

Danach gingen wir noch Abendessen, was sich als keine gute Idee rausstellte….die Chicha war wohl nicht mehr so frisch, woraufhin sich in der Nacht nach der ganzen Anstrengung auch noch unsere Koerper von innen nach aussen stuelpten (Auf naehere Beschreibung verzichte ich an dieser Stelle)

5. Montag

Ziemlich gebeutelt von den gestrigen Ereignissen schleppten wir uns dann gegen 11 zum AMSA-Buero um mal zu hoeren wies denn mit unserem Flieger steht. Gegen 14.30 ist er dann tatsaechlich gestartet…..Ein kleines Leichtflugzeit fuer 8Personen + Pilot und Copilot…mit an Bord war noch ein Krankentransport mit einem Patienten mit chronischem Asthma mit Sauerstoffflasche, seinem Arzt und seiner Frau(vielleicht sehen wir ihn ja bald im Krankenhaus wieder). Flugzeit nach Pucallpa 25min. Mir war immernoch ein wenig schlecht, deshlb war ich froh, als der Flug dann voellig komplikationslos schnell vorbei war.

Endlich im Hotel in Pucallpa angekommen, verbrachte ich den restlichen Tag mit Schlafen

6. Dienstag

Da wir noch nicht wieder ganz auf dem Dampfer sind, haben wir uns fuer heute noch einen Tag krank gemeldet. So hatte ich also genug Zeit unsere Abenteuer fuer euch aufzuschreiben.

Resumee:

Muskelkater vergeht, Wunden verheilen, koerperliche Grenzerfahrung staerkt den Charakter…..alles in allem hat es sich gelohnt……fuer diese tolle Erfahrung mit den Guacamayos wuerde ich den Weg auch nochmal gehen!

Die Bilder findet ihr unter „Fotoalben“

Viele Liebe Gruesse aus Pucallpa



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